Nutzungspotentiale von Materialien aus dem Rückbau

Entwicklung einer methode zur bewertung von baumaterialien hinsichtlich ihrer technischen, ökologischen und ökonomischen eignung zur wiederverwertung

In Europa machen Bau- und Abbruchabfälle 35,9 Ma.-% der Gesamtabfallmenge aus. In Deutschland lag die Verwertungsquote von Bauabfällen im Jahr 2018 zwar bei 88%, aber etwa drei Viertel der recycelten Zuschlagstoffe werden im Straßen- oder Erdbau verwendet. Für eine qualitativ hochwertige Rückführung von Bau- und Abbruchabfällen spielen die Materialeigenschaften, die Art des Abbruchs und die Eigenschaften des Rezyklats eine wesentliche Rolle.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird eine Methode entwickelt, die zur Einschätzung und Berechnung von Kennwerten genutzt wird, um Investoren und andere Bauherr*innen in die Lage zu versetzen, das Nachnutzungspotential von Gebäuden bereits in der Planungsphase zu beurteilen. Das Hauptziel des Vorhabens ist es, zukünftige Kosten für den Abbruch sowie den Restwert der Abbruchmaterialien zu schätzen. Es werden anhand von realen Beispieldaten Aufbereitungsprozesse modelliert und Qualitäten der Reststoffe hieraus abgeleitet, sodass erwartete Kosten in dynamischen Szenarien abgebildet werden können. Die Bewertung soll unter Berücksichtigung von zwei Dimensionen der Nachhaltigkeit erfolgen: Umwelt und Wirtschaft. Basierend auf den Methoden der Lebenszykluskostenrechnung (LCC) und der Ökobilanz (LCA) werden die Lebenszykluskosten und die Umweltauswirkungen von Abriss- und Abbruchmaterialien ermittelt. Hierfür werden verschiedene Szenarien entwickelt, die unterschiedliche Abbruchmethoden sowie Aufbereitungsprozesse und Materialqualitäten berücksichtigen. Für die Entwicklung der Methode werden Daten zu aktuellen und zukünftigen Abriss- und Abbruchverfahren sowie Aufbereitungstechnologien gesammelt und analysiert. Darüber hinaus werden die Preisentwicklung und der Marktwert der betrachteten Materialien untersucht. Die Methode soll eine frühzeitige, aber dennoch ganzheitliche Bewertung des Nachnutzungspotenzials von Bauteilen und -materialien erlauben. Außerdem werden durch die Kopplung der LCC- und LCA-Methoden Zielkonflikte zwischen Kosten und potenziellen Umweltauswirkungen identifiziert, die die Integration von nachhaltigen Ansätzen der Kreislaufwirtschaft im Bausektor fördern.

Zur Analyse der ökonomischen Aspekte der Materialien aus dem Rückbau führt das INaB in diesem Projekt parallel zur Ökobilanz der Projektpartner eine Lebenszykluskostenrechnung durch. Hierfür werden entsprechend die realen Geldströme (z.B. Lohn-, Material- und Energiekosten) für Rückbau, Transport und die Aufbereitung berücksichtigt und relevante Daten zusammengetragen. Die Modellierung basiert auf dem Code of Practice der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC). Durch die Modellierung verschiedener Szenarien werden Kostentreiber und Trade-Offs, auch im Bezug zur Ökologie, identifiziert.

Geldgeber:
Innovationsprogramm Zukunft Bau des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)

Projektpartner:
RB (RWTH)
ANTS (RWTH)

Kontakt:
M.Sc. Anna Luthin
E-Mail: anna.luthin@inab.rwth-aachen.de